Ich wollte schon immer nach Skandinavien und habe es Ende Mai endlich mal geschafft, dem finnischen Süden einen Kurzbesuch abzustatten. Für fünf Tage ging es mit dem Flugzeug ins Land der tausend Seen (Anmerkung: eigentlich 188.000!) in eine kleine Hütte zwischen Helsinki und Tampere.
Finnland ist eines der am dünnsten besiedelten Länder Europas und zählt bei einer Fläche - fast so groß wie die Deutschlands - nur knapp 5,5 Millionen Einwohner. Wenn man sich erst mal aus Helsinki rauswagt, bemerkt man diesen Umstand sofort. Nirgends in Europa findet man noch so große unberührte Waldflächen wie in Finnland.
Aber erst einmal zu Helsinki, der Hauptstadt dieses faszinierenden Landes. Wir haben den ersten Tag unserer kleinen Reise dort verbracht und die 550.000-Einwohner-Stadt zu Fuß erkundet. Besonders sticht die Innenstadt hervor, wo sich nahezu alle Sehenswürdigkeiten bündeln. Neben einem grandiosen Stadtstrand mit Schwimmbecken im Meer kann man in der Hafengegend über einen Markt schlendern und frisches Obst kaufen oder finnische Fischspezialitäten probieren. Möchte man sich einen Überblick verschaffen, hat man entweder eine Drohne dabei oder steigt in das Riesenrad im Hafen. Übrigens legt nahezu jeden Tag ein anderes Kreuzfahrt-Schiff in Helsinki an, weshalb die Stadt touristisch sehr gut besucht ist.
Wenn man architektonisches Interesse hat, sei einem der Dom von Helsinki ans Herz gelegt. Dieses imposante Bauwerk wurde zwischen 1820 und 1850 erbaut und ist eine evangelische Kirche. Auf dem Vorplatz kann man sich auf die Stufen setzen und dem regen Treiben der Leute zusehen oder einen sonnigen Tag genießen.
Um die Ecke steht dann auch gleich die nächste beeindruckende Kirche, die Uspenski-Kathedrale der finnisch-orthodoxen Kirche Finnlands. Schlendert man links neben der Kirche über eine kleine Brücke entlang des Piers und hat den Cocktail am Stadtstrand ausgelassen, kann man hier leckere Restaurants und Bars mit Blick aufs Meer entdecken.
Aufgrund der hohen Dichte an Seen in Finnland besitzen viele Finnen ein kleines Sommerhäuschen an eben diesen. Genau diese Art von Erholung wollten wir auch einmal erleben und haben uns bei Airbnb eine kleine Hütte in der Nähe von Mänstälä ausgesucht. Diese kleinen Grundstücke an Seeufern sind oftmals nur über kilometerlange Schotterwege erreichbar, weshalb ein Mietwagen von großem Vorteil ist. Ausgestattet mit Sauna, Boot, Grillplatz und Plumpsklo freuten wir uns also auf erholsame Tage in dieser "Mökki". Allerdings hatten wir da noch keine Ahnung, dass ein kleines Detail unseren Aufenthalt erheblich beeinträchtigen würde...
Es folgte der Auftritt von einer Milliarde Stechmücken, die uns leider keine Erholung gönnen wollten. Nur unter schwierigsten Bedingungen und aufwendigen Vorkehrungen war es möglich, sich draußen aufzuhalten. Zum Glück statteten uns die Vermieter am zweiten Tag dort mit Fliegennetzen aus, sodass wir zumindest nachts vor diesen Plagegeistern geschützt waren. Oder wir begaben uns in die Sauna und anschließend in den kühlen See, um den Blutsaugern zu entkommen.
Apropos Sauna: Will man in der absoluten Einsamkeit der Natur einen Saunagang wagen, so wird man wohl nur in Finnland fündig. Hier gibt es wahrscheinlich auf einen Einwohner auch eine Sauna. Unsere Hütte war mit einer traditionellen finnischen Variante ausgestattet, die noch mit Birkenholz auf Temperatur gebracht werden musste. Bei 80 Grad Celsius durften wir ausgiebig schwitzen und unsere Mückenstiche auskurieren. Das machte nicht nur Spaß sondern ist auch unglaublich erholsam für Körper und Seele.
Wir entschlossen uns am dritten Tag unseres Trips in einen der über 40 finnischen Nationalparks zu gehen und eine Halbtageswanderung zu unternehmen. Besonders die Gegend um die Saimaa-Seenplatte bietet beeindruckende Landschaften und wunderschöne Wälder, in die sich der ungeübte Wanderer gerne mal verirren kann.
Der Saimaa See ist der viertgrößte See Europas und wird in Europa trotzdem gerne mal übersehen. Dabei bietet die Umgebung dort alles, was das Herz eines Naturliebhabers höher schlagen lässt. Für Wanderer werden verschiedenste Routen, die natürlich gut ausgeschildert sind. Trotzdem sollte man sich im Vorfeld gut informieren, da das Gebiet so groß ist, dass man sich trotz der Bekanntheit der Gegend schnell alleine fühlen könnte. Wer nicht nur zu Fuß unterwegs sein möchte, kann sich entweder auf ein Mountainbike schwingen oder eine Kanu-Tour buchen. Nur nicht im Mai. Dann sind die Mücken nämlich auch dort in der Überzahl.
Übrigens: Vom Saimaa-See aus kann man unter bestimmten Voraussetzungen ins russische St. Petersburg reisen. Von Lappeenranta aus gelangt man über den Saimaa-Kanal mit dem Schiff als Teil einer Kreuzfahrt in das russische Wyborg und mit dem Bus weiter nach St. Petersburg. Weitere Informationen dazu liefert Google.
Ein weiterer Geheimtipp des finnischen Südens ist die ehemalige Industriestadt Tampere im Südwesten des Landes. Die drittgrößte Stadt wird wegen der vielseitigen Industrie auch gerne als das Manchester Finnlands bezeichnet und liegt zwischen den Seen Näsijärvi und Pyhäjärvi. Unbedingt sollte man hier einen Abstecher in den Pyynikki-Park unternehmen, den kleinen Aussichtsturm besteigen und danach im Cafe einen Munkki - eine Art finnischen Donut verspeisen.